Heidelberg: konjunkturelle Unsicherheiten bleiben
Technik-Vorstand Stephan Plenz verlässt Heidelberg


 
06.11.2019
 ► Der Heidelberger Druckmaschinen AG ist es eigenen Angaben zufolge im 2. Quartal (Juli bis September 2019) gelungen, den relativ schwachen Jahresauftakt annähernd zu kompensieren. So seien beim Quartalsumsatz (+9 % auf 622 Mio. €) und beim Auftragseingang (+1 % auf 648 Mio. €) Verbesserungen erzielt worden. Impulse habe das Geschäft aus der fortschreitenden Digitalisierung im Kerngeschäft Bogenoffset erfahren, das derzeit in den USA und in China für steigende Umsätze sorge. Positiv beigetragen hätten die digitalen Geschäftsmodelle (Subskription) und ein höherer Anteil wiederkehrender Umsätze aus dem Vertragsgeschäft und E-Commerce. Inzwischen mache der Anteil des Subskriptionsgeschäfts am Auftragsbestand über 10% aus. Mittelfristig soll rund ein Drittel des Umsatzes aus wiederkehrendem Geschäft generiert werden, um Heidelberg unabhängiger von konjunkturellen Schwankungen zu machen.
Schwierig zeigt sich laut Heidelberg das von Investitionszurückhaltung geprägte Geschäft in Deutschland, Großbritannien und im Rest Mitteleuropas, weshalb Maßnahmen zur Sicherung der Profitabilität und Verbesserung der Liquidität vorangetrieben würden. „Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass unsere Strategie stimmt: der Anteil des Vertragsgeschäfts steigt, Kunden setzen auf unsere digitalen Lösungen und durch gezielte Investitionen in unser Kerngeschäft sichern wir unsere Markt- und Technologieführerschaft“, wird Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender von Heidelberg, in einer Unternehmensinformation zitiert: „Die solide Entwicklung im zweiten Quartal macht uns zuversichtlich, das geplante Umsatzziel im Geschäftsjahr zu erreichen.“

Ergebnissicherung via Rotstift
Allerdings soll das Ergebnis über mehr Kosteneffizienz und eine Verschlankung der Organisation gesichert werden. Mit anderen Worten: Es wird wieder einmal der Rotstift angesetzt. In diesem Zusammenhang wird Stephan Plenz, Vorstand Technik und verantwortlich für das Segment Digital Technology, Heidelberg zum Ende seines laufenden Vertrags im Juni 2020 verlassen. Wie es heißt, in beiderseitigem Einvernehmen, nachdem Aufsichtsrat und Vorstand entschieden haben, die Führungsstrukturen zu verschlanken und den Vorstand zu verkleinern. Das Technologie-Ressort wird künftig von Rainer Hundsdörfer geleitet, der Einkauf wechselt in den Bereich von Finanzvorstand Marcus Wassenberg, Vertrieb und Digitalisierung werden bei Chief Digital Officer Prof. Dr. Ulrich Hermann konzentriert. Die Übergabe beginne umgehend, teilt das Unternehmen mit. Das lässt aber schon noch Fragen offen: Im Zuge der digitalen Transformation will der Druckmaschinenhersteller ohne einen Technologievorstand für das Segment Digital Technology arbeiten?
Zudem sollen geplante Investitionen um rund 20 Mio. € gekürzt werden, Durchflusszeiten und Bestandshöhen optimiert, das Forderungsmanagement verbessert, um das gebundene Kapitals um rund 50 Mio. € zu reduzieren, und Portfolioanpassungen sowie weitere Strukturoptimierungen in Summe für ein Liquiditätspotenzial von rund 100 Mio. € sorgen.

Weiterhin Verluste
Das alles vor dem Hintergrund, dass Heidelberg den Halbjahresumsatz 2019/20 mit 1.124 Mio. € gegenüber dem Halbjahr 2018/19 (1.114 Mio. €) verbesserte, den Auftragsbestand gegenüber dem Geschäftsjahresende am 31. März 2019 (654 Mio. €) um rund 16% auf 756 Mio. € erhöhte, mit dem Auftragseingang des aktuellen Halbjahres mit 1.263 Mio. € aber hinter dem des Vorjahres (1.306 Mio. €) zurückliegt. Und auch wenn sich das Finanzergebnis verbesserte (–23 Mio. € im Halbjahr 2019/20 statt –28 Mio. €) im Vorjahr lag das Ergebnis nach Steuern im im Halbjahr bei –16 Mio. € (Vorjahr: –6 Mio. €). Heidelberg schreibt also weiterhin Verluste.


• www.heidelberg.com

 

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